Es existieren die unterschiedlichsten Arten, wie jemand sein Tagebuch schreibt. Die einen reduzieren sich auf das Festhalten von Daten und nüchternen Fakten, andere üben sich in virtuoser Prosa und sprachmächtigen Metaphern. Der in Neuseeland aufgewachsene Brite Finn Andrews, Sohn des ehemaligen XTC-Gitarristen Barry Andrews, nutzt hingegen seit gut einem Jahrzehnt die Songs seiner Band The Veils, um seine Eindrücke, Erlebnisse und kraftvollen Meinungen pointiert abzuarbeiten. Und ebenso, wie sich Auffassungen und Überzeugungen eines Menschen über die Jahre ändern, so ändert sich auch die Musik von The Veils mit jedem neuen Album – mal mehr, mal weniger radikal, aber doch stets mit Vorsatz. Das einzige, was bei dieser im weiteren Sinne als Indie-Band zu bezeichnende Formation stets gleich bleibt, ist der hohe künstlerische Anspruch an jeden Song, die unbedingte Neugier auf Neues sowie die höchst klugen Lyrics eines Frontmannes, der mit seinem intellektuellen Blick auf die Welt Texte von sinistrer Poesie schreibt. Die Geschichte von The Veils begann 2001. Damals war Andrews gerade einmal 18 Jahre alt, hatte aber bereits mehr als zwei Dutzend herausragende Songs geschrieben. Geoff Travis, Chef der Indielabel-Legende Rough Trade, erkannte sein Potenzial und nahm The Veils, damals ein Trio, unter Vertrag. Nach der ersten Welttournee trennte sich Andrews von seinen bisherigen Mitmusikern, überdachte den noch im Grunge verhafteten Sound grundsätzlich und suchte sich eine neue Begleitband. Von nun an waren The Veils ein Quintett, das sich mit höchst eigenständiger Musik zwischen Indie, Pop und Artrock platzierte. Den größten stilistischen Schritt unternahmen The Veils aber mit ihrem fünften Album „Total Depravity“, das im vergangenen Herbst erschienen ist. Das über weite Strecken sehr dunkel gehaltene, von vielen privaten und gesellschaftlichen Dämonen erzählende Werk erschafft einen so noch nicht gehörten Klangkosmos. Einer der größten Fans der Band ist übrigens David Lynch, der nicht nur die Musik von The Veils in der anstehenden Neuauflage seines Klassikers „Twin Peaks“ verwendet, sondern Andrews mit seiner etwas mystischen Aura als charakterstarke Figur perfekt in der Serie auftreten lässt. Aber vorher kommen The Veils im Herbst auf große Deutschland-Tour.
Abendkasse: tba
Vorverkauf: 19 €