LUNICE: Verspielte Beat-Basteleien. Einfallsreichtum und einfach Spaß.
Mitte März eine Einstimmung auf den Sommer - die Nacht steht im Zeichen des Soundwave Festivals in Kroatien. Dieses hübsche kleine Festival ist längst kein Geheimtipp mehr für Kenner guter elektronischer Musik. Die Crème de la Crème der Electronica-Szene spielt jeden Sommer an der Ostküste der Adria auf. Und heute gibt's im Gretchen einen kleinen Vorgeschmack…
Zunächst einmal ist Lunice gar kein Rapper. Er ist ein ziemlich junger und stylisher Produzent von der Sorte, der Genre-Grenzen scheinbar nicht ganz so viel bedeuten. Er stammt aus Montreal, hat schon mit Diplo zusammengearbeitet und ist durch seine Remixes mittlerweile ein gerne gesehener Gast auf den Blogs, die die Welt bedeuten. Wenn man Musik wie seine beschreiben möchte, fallen häufiger Begriffe wie Wonky und Glitch, doch seine Vorliebe für verspielte Beat-Basteleien ist zu eigenständig, um sie in irgendein Schubladenfach einsortieren zu können. Auf seiner Debüt-EP durften wir im Jahre 2009 einer Neuarbearbeitung des Pop-Klassikers „Out of Touch” von Hall & Oates lauschen. In den letzten zwei Jahren hat er auf der Bühne so gut wie alles durch den Wolf gedreht, worauf junge Rap-Menschen mit Humor und Freude am Feiern so durchdrehen – und sich dadurch die Sympathien der vorwärts-denkenden Bass-Musik-Kollektive zwischen Philly und Glasgow gesichert. Unterschrieben hat er letztendlich in Schottland, bei „LuckyMe“ – Heimat von innovativen Künstlern wie Hudson Mohawke, Rustie und Machinedrum. Hier schraubte er auf seiner EP „Stacker Upper“ jene Sorte Beats, die durch unerwartete Melodieverläufe, Einfallsreichtum und einfach Spaß bei der Arbeit locker mit dem mithalten können, was ein Hudson Mohawke so macht. Auf dem Nachfolger „One Hunned“ (2011) findet man eine große Ladung Subbass, ein paar Nintendo-Sounds, Snare-Triaden, die an den MPC-Zauberer Araabmuzik erinnern sowie aggressive Synthie-Wildereien eines HudMos. Als „spaced-out trap music“ beschreibt das Label LuckyMe den Sound auf der Platte und passender könnte man diesen futuristisch glänzenden HipHop wohl nicht in Worte fassen.
Neben Lunice und unseren Residents Delfonic und Soulmind beehrt uns mit Jeremiah Jae heute auch noch ein Schützling von Flying Lotus. Sein im letzten Jahr auf Brainfeeder erschienenes Debüt-Album „Raw Money Raps“ zeichnet sich durch ausgesprochen experimentelle Soundkombinationen einer völlig variablen Bandbreite aus, die sich in ihrer Totalität zu einem eigenen Rhythmus zusammenfügen. Der junge Beatbastler aus Chicago ist in einer kreativen Familie mit Musik aufgewachsen, ist inzwischen Beatmaker, Rapper und dreht auch die Videos zu seinen Songs in Eigenregie. Seine delphisch exzentrische Handschrift einer anderen Welt verliert er dabei nie. Über seine Musik sagt er „Die Schwingungen Gottes“ haben sich in seinem Sound manifestiert. Wie sich das wohl anhört, erfahren wir heute Nacht im Gretchen.
Lunice (TNGHT/Lucky Me/US)
Jeremiah Jae (Brainfeeder/USA)
Delfonic (Oye Records/D)
Soulmind (Joint Breaks/D)
Abendkasse: 10€