Spricht man von den wahren Größen des Folk Metal, kommt man nicht an Ensiferum vorbei, die mit Two Paths erneut bestätigen, dass Sie den Genre-Thron zu Recht besetzen. Two Paths setzt den bisher sechs Alben der Finnen noch einen drauf und ist zugleich ihr bisher organischstes, weitläufigstes Werk geworden, womit sie sich einmal mehr über die graue Masse hinwegsetzen. "Als wir 'One Man Army' (2015) machten, wollten wir, dass es wie ein Live-Album klingt, nicht so Studio-mäßig. Mit 'Two Paths' erreichen wir die nächste Stufe analoger Aufnahmen, denn wir haben die Spuren reduziert und ohne Clicktrack eingespielt, was uns einen völlig anderen Groove verliehen hat, wenn man das Ergebnis mit den meisten zeitgenössischen Metal-Produktionen vergleicht", erzählt Bassist/Sänger Sami Hinkka. Die Band mag vor Ideen übersprudeln und diese mit ungeheurem Talent umsetzen, ist aber stets bodenständig geblieben, was sich mit der Zeit ausgezahlt hat, denn ihr Erfolg spricht für sich selbst. "Im Grunde genommen schreiben wir nur Musik, die uns gut gefällt und Spaß bereitet, wenn wir sie live zocken. Ich würde sagen, dass wir mit 'Two Paths' alles besser gemacht haben als je zuvor."
Angesichts der Tatsache, dass One Man Army als Zenit der Band gilt stand die Gruppe bei der Arbeit am Nachfolger unter Druck, ließ sich aber von der Intuition jedes einzelnen Mitglieds lenken, um das Optimum aus sich herauszuholen. Was Hinkka, Markus Toivonen (Gitarre/Gesang), Petri Lindroos (Gesang/Gitarre) und Janne Parviainen (Drums) betrifft, so ist ihr Selbstvertrauen mit jedem Album weitergewachsen, was sich auch auf die ehemalige Turisas-Akkordeonistin Netta Skog übertrug, die seit 2016 fest zur Band gehört. "Netta vertrat zunächst Emmi (Silvennoinen, Keyboards/Gesang) auf Tournee, doch als Emmi aussteigen wollte, lag es nahe, Netta den Posten anzubieten." Da Netta Weltmeisterin in Sachen Digitalakkordeon ist, brauchen die Fans nicht zu befürchten, die Band müsse ohne Keyboard Abstriche auf der Bühne machen, wenn sie die Dame in Aktion erleben. "Das Digitalakkordeon verfügt genauso wie ein Keyboard über alle möglichen und unmöglichen Sounds, bloß dass es anders gespielt wird, und Netta versteht ihr Handwerk absolut! Sie kommt von einer anderen musikalischen Schiene und ist nicht nur sowohl eine tolle Performerin als auch Sängerin, sondern auch virtuos und äußerst kreativ, also war ihr Input für 'Two Paths' sehr wichtig."
Eile mit Weile: Auf Two Paths stehen Songs, deren Demos teils sieben Jahre alt sind. Da die Band ungeheuer sorgfältig komponiert und sich viel Zeit dafür nimmt, hält sie stets einen beneidenswert hohen Qualitätstandard. Zudem quillt die Scheibe vor Energie über, weshalb man als Hörer praktisch nicht stillsitzen kann, wenn man den Stücken lauscht. Sei es das halsbrecherische, extrem eingängige "For Those About To Fight For Metal" oder "King Of Storms", der knackige Stampfer "I Will Never Kneel" oder der erhebend donnernde Titelsong: Die Band packt euch ausnahmslos immer, selbst wenn sie es langsamer angehen lässt wie im cineastischen "Hail To The Victor", womit sie es irgendwie schaffen, sogar noch fetter zu klingen. Darüber hinaus enthalten die Texte wieder jene erhabenen, heroischen Themen, die sich seit je durch das Schaffen von Ensiferum ziehen, wobei sich Two Paths mit unseren Entscheidungen und den Konsequenzen unseres Handelns beschäftigt. Dennoch möchte Hinkka immer offenhalten, wie sich die Texte der Band interpretieren lassen. "Für mich ist es sehr wichtig, dass alle Texte eine tiefere, ernste Bedeutung haben, die bisweilen sogar persönlicher Natur ist, aber gleichzeitig auch zu Ensiferums heldischer Bildersprache passt. So zu schreiben stellt mich vor eine angenehme Herausforderung, aber die Arbeit lohnt sich, wenn die Fans auf die Lyrics anspringen. Es gibt keine falsche Ausdeutung, was die Texte angeht." Vor diesem Hintergrund besticht Two Paths allerdings mit zwei Versionen zwier herausragender Tracks: "Don't You Say" und "God Is Dead". "Obwohl es bei Ensiferum immer klaren Gesang und Chöre gab, waren extreme Vocals der Hauptbestandteil unserer Musik, und diese zwei Stücke funktionierten in beiden Stilen so gut, dass wir sie auch aufgenommen haben. Nun darf jeder für sich entscheiden, welche Fassung ihm am besten gefällt, und auf Tournee wird das sicherlich spaßig: Welche Version werden wir wohl von Abend zu Abend spielen?“
Weil die Band eine so enge Beziehung zu Anssi Kippo (Children Of Bodom) aufgebaut hat, als sie an One Man Army arbeitete, lag die Wahl nahe, ihn wieder produzieren zu lassen. Man lag auf ein und derselben Wellenlänge, was die gemeinsamen Ziele für dieses Album anging, und dehnte die Sessions nicht selten auf zwölf Stunden aus. "Anssis Aufnahmemethoden sind echt klasse, denn er sucht zuerst immer nach dem bestmöglichen Sound für Drums, Bass, Gitarren Gesang und so weiter. Dadurch ist das, was man einspielt, meistens schon sehr nahe an dem endgültigen Klang, der einem für ein Album vorschwebt. Durch diese Verfahrensweise braucht man sich keine Gedanken darüber zu machen, etwas beim Abmischen berichtigen zu müssen." Erneut kümemrte sich Mikko P. Mustonen um die Orchesterarrangements, , während Lassi Logren zurückkehrte, um bei ein paar Songs Nyckelharpa und Geige beizusteuern. Hinkka ist ungeheuer zufrieden mit ihren Beiträgen, "mehr Bombast und andererseits erdigen Folk", die der Band bei der Verwirklichung ihrer Vision halfen. Dies betrifft auch Gyula Havancsáks Leistung, der nun fürs Artwork von Two Paths verantwortlich zeichnet, nachdem er schon One Man Army veredelt hat. "Ihn wieder heranzuziehen war wunderbar. Er will immer erst unsere Ideen hören und rundet sie dann auf zauberhafte Weise ab, sodass uns das Ergebnis staunen lässt und unsere Erwartungen übertrifft."
Wie üblich für Ensiferum wird im Anschluss an die Veröffentlichung eine lange Tournee folgen, deren Termine das gesamte kommende Jahr füllen. Obwohl sie seit ihrem Debüt 2001 so viel erreicht haben, sind die Finnen längst nicht satt, sondern wollen mit jeder Platte mehr Hörer erreichen, ohne sich verbiegen zu müssen. "Ich schätze, dass jeder , der mit dem Musikmachen anfängt, von Auftritten vor einem riesigen Publikum träumt, aber ich hätte nie gedacht, dieser Traum würde wahr. Wir haben eine Menge erreicht, aber hoffentlich noch nicht das Ende der Fahnenstange. Die Band fühlt sich geehrt in dieser Situation, und wir wären heute nicht an diesem Punkt, wenn uns nicht die richtigen Leute geholfen hätten, ganz zu schweigen von unseren intensiven Tourneen und vor allem den loyalen durchgeknallten Fans, die wir weltweit haben. Ihr macht das alles erst möglich, vielen Dank!!"
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